Armutsrisiko Nr. 1: Jung, Frau, alleinerziehend

Eva von Angern

Laut Bericht in der heutigen Ausgabe der Magdeburger Volksstimme liegt der Anteil an Geringverdienern in Ostdeutschland – und damit an Menschen mit erhöhtem Armutsrisiko - bei über 30 Prozent. Ein weiterer Artikel verweist darauf, dass sich die Zahl der Bedürftigen in Sachsen-Anhalt, die das Angebot der Tafeln nutzen, in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt hat. Dazu erklärt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Eva von Angern:

Zur Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage der Fraktion DIE LINKE „Die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt - mittel- und langfristige Handlungsmöglichkeiten gegen Armut“ erklären die kinder- und familienpolitische Sprecherin Monika Hohmann und die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Eva von Angern:

»Im Jahr 2015 galten 82.252 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Sachsen-Anhalt als armutsgefährdet. Dies entspricht einer Quote von 27,2 Prozent. Insbesondere Alleinerziehende und deren Kinder sind in hohem Maße von Armut bedroht. Deren Armutsgefährdungsquote war 2015 mit 43,9 Prozent fast dreimal so hoch wie die landesdurchschnittliche Armutsgefährdungsquote von 14,5 Prozent. Demgegenüber sind Haushalte ohne minderjährige Kinder sowie Familien mit einem Kind unterdurchschnittlich armutsgefährdet.

Auch die Inanspruchnahme des Bildungs- und Teilhabepaketes spiegelt die hohe Bedürftigkeit im Land wieder. Im August 2016 hatten 42.976 Kinder unter 15 Jahren einen Anspruch auf Leistungen des Bildungs- und Teilhabepaketes. 

Im Bildungs- und Gesundheitsbereich zeigen sich starke Zusammenhänge zwischen der Herkunft, der ökonomischen Situation und der Größe der Familien einerseits und den späteren Bildungschancen, erworbenen Abschlüssen sowie der gesundheitlichen Entwicklung der Kinder andererseits.

Im Bereich der Privatinsolvenzen zeigt sich, dass ca. 22 Prozent Alleinerziehende die Hilfe der Beratungsstellen suchen.

Trotz der recht umfangreichen Antwort sind wir erstaunt darüber, dass die Landesregierung in vielerlei Hinsicht entweder gar nicht oder nur sehr eingeschränkt über entsprechende Daten verfügt. In vielen Punkten zeigt sich, dass ein entsprechender Informationsgewinn nur über Anfragen bei den Landkreisen und kreisfreien Städten möglich ist bzw. die amtliche Sozialberichterstattung lückenhaft ist. 

So lassen sich bspw. die Armutsgefährdungsquoten nicht nach Landkreisen und kreisfreien Städten darstellen. Aussagen, wie viele armutsgefährdete Kinder und Jugendliche Leistungen der Jugendhilfe (z.B. Hilfen zur Erziehung) in Anspruch nehmen, sind nicht möglich. Viele Daten zum weiteren Berufs- oder Ausbildungsweg armutsgefährdeter Jugendlicher werden nicht erhoben, ebenso zu deren Wohnsituation.

DIE LINKE will nicht den gläsernen Bürger schaffen und sieht im Schutz persönlicher Daten ein hohes Gut. Jedoch sehen wir Verbesserungsbedarfe hinsichtlich der Erhebung armutsrelevanter Daten.

DIE LINKE sieht sich durch die Antwort der Landesregierung darin bestätigt, dass es richtig war im Juni einen umfangreichen Antrag zur Bekämpfung von Kinderarmut in Sachsen-Anhalt zu stellen. Der Antrag wurde in die Ausschüsse überwiesen. DIE LINKE wird auf eine zügige Beratung drängen, da schnelle Reaktionen mehr als nötig sind.«