FDP macht sich mit Forderung nach Pflichtfach „Wirtschaft und Recht“ lächerlich

Thomas Lippmann

Mit dem Hinweis auf den Koalitionsvertrag macht die FDP zur Halbzeit der Wahlperiode Druck, um zumindest eines ihrer Prestige-Projekte in dieser Wahlperiode noch auf den Weg zu bringen. Von der fünften bis zur zehnten Klasse soll an allen weiterführenden Schulen so schnell wie möglich ein neues Pflichtfach im Umfang von zwei Wochenstunden eingeführt werden. In den angesprochenen Schuljahrgängen lernten im letzten Schuljahr mehr als 110.000 Schüler*innen in ca. 5.000 Klassen. Für das neue Fach wäre also ein zusätzlicher Unterrichtsbedarf von 10.000 Wochenstunden erforderlich, der dem Arbeitsvolumen von ca. 400 Vollzeitlehrkräften entspricht. Zur Perspektive solcher Pläne erklärt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecher, Thomas Lippmann:

„Nach zweieinhalb Jahren erinnert sich die FDP plötzlich an ein unerfülltes Projekt aus dem Koalitionsvertrag mit CDU und SPD, das heute noch schlechter umsetzbar ist als 2021 bei seiner Verankerung im Koalitionsvertrag. Mit dem kläglichen Versuch, es jetzt aus dem Hut zu zaubern, macht sich die FDP nur lächerlich. Dabei ist nicht einmal klar, ob es einen gesellschaftlichen Konsens darüber gibt, dass für ein weiteres Fach „Wirtschaft und Recht“ andere Fächer in der Stundentafel zurückgedrängt werden oder dieses Fach zusätzlich zum vollen Stundenplan noch mit aufgenommen wird.

Geradezu abenteuerlich ist es aber, angesichts der schon heute fehlenden Lehrkräfte und des massiven Unterrichtsausfalls in den Fächern Wirtschaft und Technik an den Sekundar- und Gemeinschaftsschulen einen Ausbau um ein Vielfaches zu versprechen. Dafür ist die Ausbildung an der Universität in Magdeburg weiterhin um Längen zu gering. Gerade für das Lehramt an Sekundarschulen sind die Immatrikulationen und die Absolventenzahl in Magdeburg weiterhin marginal und reichen nicht einmal für den heutigen Unterrichtsbedarf.

Die FDP sollte sich in der Koalition mehr dafür einsetzen, dass die täglichen Hausaufgaben für die Lehrkräfteausbildung und -gewinnung gemacht werden und das Fundament für die Bildung im Land nicht immer weiter erodiert, statt sich am Bau von Luftschlössern zu versuchen. Aber so kann man eben auch von den gravierenden Problemen und dem eigenen Versagen ablenken. Das Fach „Wirtschaft und Recht“ wird im Koalitionsvertrag genauso begraben bleiben, wie die meisten der anderen bildungspolitischen Vorhaben der Koalition.“