Gegen das Vergessen – Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus wachhalten

Janina Böttger, Eva von Angern
Janina Böttger, LandesvorsitzendePressePresserklärungen LandesverbandLT Presse für JL-WebsiteEva von Angern

Anlässlich des Gedenktags an den Holocaust betonen Janina Böttger, Landesvorsitzende DIE LINKE, und Eva von Angern, Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE:

»Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee die Gefangenen aus der Hölle von Auschwitz. Als größtes Konzentrations- und Vernichtungslager während der NS-Zeit ist Auschwitz zum Synonym für den Holocaust geworden. Über sechs Millionen jüdische Männer, Frauen und Kinder starben in Lagern wie Auschwitz durch Giftgas, Folter und Hunger oder wurden in den von Deutschland besetzten Gebieten erschossen. Erst das Vorrücken der Alliierten und die Niederlage des Deutschen Reiches stoppte den Terror der Nationalsozialisten und ihren beispiellosen Vernichtungskrieg, insbesondere in Osteuropa und der Sowjetunion. Über 70 Millionen Todesopfer im II. Weltkrieg, darunter ca. 50 Millionen Zivilist:innen, sind laut neuerer Forschung zu beklagen.

Wir gedenken am Holocaustgedenktag der Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung und Vernichtung. Die Erinnerung an den systematischen Völkermord und die Menschheitsverbrechen müssen wachgehalten werden. Während der Verfolgung und Deportation versuchten Jüdinnen und Juden Zeugnisse der Vernichtungspolitik zu bewahren, während die Mörder mit dem Absehen ihrer Niederlage im Kriegsverlauf alles versuchten, die Spuren der Verbrechen zu verwischen. Auch noch lange nach dem Krieg war es für die Opfer schwer, öffentliches Gehör zu finden. Bald wird es keine Zeitzeugen mehr geben. Während die wissenschaftliche Forschungslage zum Holocaust immer umfassender und zugänglicher wird, nehmen die Kenntnisse in der Bevölkerung und insbesondere bei Jüngeren ab.

Fast genau auf den Tag der Befreiung von Auschwitz, zwölf Jahre zuvor, erlangten die Nationalsozialisten die Macht. Die Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 jährt sich in diesem Jahr zum 90. Mal. Erklärungen für das Scheitern und die Verachtung der Weimarer Republik, für die Wahlerfolge der NSDAP und den, breit geteilten, völkischen Größenwahn der Bevölkerung beschäftigen uns heute mit neuer Dringlichkeit. Die Zerstörung der Demokratie zerstörte von Beginn an Menschenleben: Von politischen Gegnerinnen und Gegner der Nazis, von Jüdinnen und Juden, von Sinti und Roma, von Kranken und Behinderten, von sozial Ausgeschlossenen und rassistisch Definierten. Bevor die Todesmaschinerie Auschwitz ihre Opfer verschlang, wurden diese vor aller Augen verleumdet, entrechtet, beraubt und entwürdigt.

Wir sehen heute, vor dem Hintergrund von Pandemie, wachsender Ungleichheit und Klimakrise, und im Angesicht des Krieges in der Ukraine, wachsende Unsicherheit und gesellschaftliche Polarisierung. Antisemitische Verschwörungserzählung und autoritäre Politik gewinnen an Kraft und parlamentarische Demokratien stehen unter Druck. Vergangene Katastrophen haben gezeigt, dass die Demokratie aus ihrer Mitte heraus zerstört werden kann. Geschichte kann mahnen, handeln müssen wir. Jede Zeit erfordert aufs Neue Haltung, Entscheidung und die Bereitschaft zur Erinnerung.

Mahnung und Erinnerung bedeuten für DIE LINKE, Demokratie an ihrem Versprechen zu messen, die Würde und die Rechte des Einzelnen zu wahren sowie für bedrängte Menschen Asyl, Schutz und Perspektive zu garantieren. Nach wie vor müssen Jüdinnen und Juden in Deutschland besonders und besser geschützt werden. Das öffentliche Wissen und die Vermittlung in Schulen zu Holocaust und Menschheitsverbrechen müssen verbreitert und intensiviert werden. Wir stemmen uns gegen antisemitische und frauenfeindliche Hetze, gegen Sündenbock-Rhetorik, gegen die Verächtlichmachung der Demokratie: Ob auf der Straße, im Netz oder im Parlament.«