Zum 8. Mai – Erinnerung an die Menschheitsverbrechen wachhalten

Janina Böttger, Eva von Angern
Janina Böttger, LandesvorsitzendePressePresserklärungen DIE LINKE. im Landtag LandesverbandLT Presse für JL-WebsiteEva von Angern

Zum 8. Mai, dem Tag der Befreiung, erklären die Landesvorsitzende Janina Böttger und die Fraktionsvorsitzende Eva von Angern:

Mit dem Sieg der Alliierten am 8. Mai 1945 endete der Krieg in Europa und die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten über weite Teile der Welt. Endlich verloren die Täter und Täterinnen die Allmacht über Leben und Tod der Menschen in den besetzten Gebieten. Denn die deutsche Besatzung war ein Mordprogramm an Kindern, Frauen und Männern. Von Beginn an war insbesondere der Ostfeldzug als Vernichtungskrieg gegen Zivilistinnen und Zivilisten konzipiert, gegen Juden, Slawen, die europäische Romabevölkerung. Bereits vor dem Bau der Todeslager wurden in Osteuropa zwei Millionen Juden durch Massenerschießungen getötet. In Leningrad, im ukrainischen Charkiw und in anderen belagerten sowjetischen Städten verhungerten zwei Millionen Menschen. Von den etwa  5,7 Millionen Rotarmisten in deutscher Kriegsgefangenschaft starben durch Hunger, Kälte und Zwangsarbeit rund 3,3 Millionen der inhaftierten Soldaten und Soldatinnen.  

Der erste Massenmord lief im Deutschen Reich an. Bereits im Juli 1933 definierte das neue Sterilisationsgesetz und drastisch reduzierte Pflegesätze in psychiatrischen Anstalten, wer künftig nicht mehr als Mitglied der deutschen Gesellschaft akzeptiert werden würde: Menschen mit geistigen, körperlichen und seelischen Behinderungen. Bereits vor Kriegsbeginn 1939 begannen im Reichssicherheitshauptamt die Planungen zum Mord an den Insassen von Heil- und Pflegeanstalten durch Kohlenmonoxid. Sechs Einrichtungen, darunter die Landesanstalt Bernburg in Sachsen-Anhalt, wurden zu Tötungszentren umgebaut. Ärzte, Richter, Techniker, Pflegerinnen und Pfleger waren am „T4“ genannten Massenverbrechen beteiligt. Insgesamt wurden 1940 und 1941 in Bernburg und den weiteren Tötungsanstalten mindestens 70 000 Menschen vergast. 

Auch nach dem offiziellen Stopp der „Euthanasie“ wurde in den Anstalten weiter gemordet. Die Landesanstalt Bernburg übernahm die Tötung von überstellten Häftlingen aus den Konzentrationslagern Buchenwald, Flossenbürg, Groß-Rosen, Neuengamme, Ravensbrück und Sachsenhausen. Die Spezialisten der Krankenmorde verwendeten ihr Wissen ebenso in den Todeslagern des Holocausts weiter: Der ehemalige medizinische Leiter von Brandenburg und Bernburg wechselte als Leiter in das Vernichtungslager Treblinka.

Die Ideologie ethnischer Überlegenheit, die Unterscheidung in „brauchbares und minderwertiges Leben“, hat beispiellose Verbrechen begründet. Am 8. Mai 1945 wurden diese Verbrechen gestoppt. Dafür bleiben wir den Befreierinnen und Befreiern und den Menschen im Widerstand dankbar. Wir halten die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wach. Wir bleiben alarmiert über Debatten zu Nützlichkeitsaspekten und kultureller Abwertung auch in unserer Zeit. 

8. Mai als Feiertag  

DIE LINKE fordert zudem, dass der Tag der Befreiung in Deutschland und europaweit zu einem Feiertag wird. Dafür werden wir uns im Europaparlament, im Bundestag und den Landesparlamenten einsetzen.

Gedenken in Bernburg am 9. Mai 2023

Am 9. Mai wird die Fraktion DIE LINKE. im Landtag von Sachsen-Anhalt in Bernburg tagen und im Anschluss an die Fraktionssitzung u.a. die Gedenkstätte für Opfer der NS-"Euthanasie" Bernburg besuchen. 

Lesen gegen das Vergessen: Am 9. Mai 2023, Steinbühne, Unterer Karlsplatz in Bernburg (Saale), ab 16 Uhr lädt DIE LINKE. im Salzlandkreis ein zum Gedenken an den 90. Jahrestag der NS-Bücherverbrennung. 

Wir erinnern an die Autorinnen und Autoren, deren Bücher 1933 öffentlich verbrannt wurden. Es wird aus Werken von Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky, Anna Seghers, Erich Kästner, Berta von Suttner und Heinrich Heine vorgetragen.