Starke Frauen, schwache Wirtschaft?

Birke Bull-Bischoff

Zum Equal Pay Day am 18. März 2017, dem Internationalen Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern, erklärt die Landesvorsitzende Birke Bull-Bischoff: In Deutschland bekommen Männer rund 20 Prozent mehr Lohn und Gehalt als Frauen. Auf diese Ungerechtigkeit will der Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern aufmerksam machen.

Zum Equal Pay Day am 18. März 2017, dem Internationalen Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern, erklärt die Landesvorsitzende Birke Bull-Bischoff: In Deutschland bekommen Männer rund 20 Prozent mehr Lohn und Gehalt als Frauen. Auf diese Ungerechtigkeit will der Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern aufmerksam machen.

In Sachsen-Anhalt ist es fast umgekehrt, jedenfalls verdienen Frauen hier nach der Statistik des sogenannten Medianeinkommens etwas mehr als Männer. Legt man diese Berechnungsgrundlage zugrunde, kommen Frauen auf 2366 Euro im Monatsverdienst, Männer verdienen im Schnitt 24 Euro weniger.

Betrachtet man den durchschnittlichen Bruttostundenverdienst im Bundesland, sind Frauen und Männer fast gleich auf. Lediglich 30 Cent beträgt demnach die Lohnlücke zulasten von Frauen, das ist der kleinste Unterschied im bundesweiten Vergleich. Ist Sachsen-Anhalt also Vorreiterin bei Lohngerechtigkeit? Wohl kaum. Denn Frauen verdienen hier – wie generell im Osten Deutschlands – nicht besonders gut, sondern Männer besonders schlecht.

Die Wirtschaftsstruktur ist kleinteilig, es gibt kaum große Betriebe, wenig Tarifbindung und damit auch niedrige Löhne. Frauen in Sachsen-Anhalt sind hingegen überwiegend im öffentlichen Dienst beschäftigt und überholen deshalb knapp die Männer beim Medianeinkommen. Hinzu kommt die statistische Verzerrung, das mittlere Einkommen rechnet auch Teilzeitarbeit auf Vollbeschäftigte hoch. Besonders viele Frauen arbeiten aber, auch unfreiwillig, in Teilzeit und verdienen so real weniger als im Medianeinkommen angegeben.

Aus diesem Grund spricht DIE LINKE. Sachsen-Anhalt am Equal Pay Day nicht nur von der weiter notwendigen Geschlechter- und Lohngerechtigkeit und der Aufwertung von sogenannten Frauenberufen.

Wir meinen auch: Frauen und Männer sollen hier gut leben und arbeiten können, Sachsen-Anhalt muss für alle attraktiver werden. Dazu gehört ein Lohn, der ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht. Dazu gehören Mitbestimmung im Betrieb und umweltbezogene Standards. Fachkräfte können wir nur in Sachsen-Anhalt halten, indem diese gute Bedingungen auch für ihre Familien und Kinder vorfinden.

Wir fordern eine neue Kultur der Wirtschaftsförderung. Wir können nicht die Firmenphilosophie der Konzernzentralen ändern, aber wir sollten als Landespolitik bestimmen, welche Arbeit wir unterstützen wollen. Für DIE LINKE gilt: Keine Förderung mehr von Niedriglohnarbeit oder von dauerhaften Leiharbeitsplätzen. DIE LINKE will Steuergeld nur für Unternehmen einsetzen, wenn diese tariflich entlohnen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern.

Um dem Wettbewerbsföderalismus entgegenzutreten, streben wir bundesweit einheitlich schärfere Regeln der Wirtschaftsförderung an. Hier ist die Bundespolitik gefragt, dafür machen wir uns stark.

Dies käme Frauen und Männern zugute, dies käme Sachsen-Anhalt zugute.